Die Äsche kommt wieder: Das Projekt am Mittleren Kamp

Im März und April 2023 wurde in Steinegg am Kamp eine mobile Fischzuchtanlage errichtet. Darin werden in den kommenden Jahren Äschen aufgezogen und in den Kamp entlassen.

Der Kamp bildet im Norden die Gemeindegrenze von St. Leonhard am Hornerwald. Aufmerksamen Flussbeobachtern wird im heurigen Frühjahr emsige Bautätigkeit linksufrig der Kampbrücke in Steinegg aufgefallen sein. Nun steht dort ein weißer Baucontainer mit merkwürdigen Becken, in die Wasser eingeleitet wird. Was es damit wohl auf sich hat?

Die folgenden Zeilen sollen das erklären…

Ein scheuer, eleganter und extrem agiler Fisch

Die Europäische Äsche (Thymallus thymallus) ist eine zentrale und namensgebende Leitfischart der Mittelläufe österreichischer Fließgewässer („Äschenregion“). Sie bevorzugt klare, kühle Fließgewässer mit sauberem Wasser und ernährt sich hauptsächlich von Insekten. Besondere Merkmale sind die spitz zulaufenden, mandelförmigen Pupillen und die große Rückenflosse, auch Fahne genannt. Die Fortpflanzung erfolgt im Frühjahr auf flachen Kiesbänken. Übrigens: der wissenschaftliche Name „Thymallus“ leitet sich von der bekannten Gewürzpflanze ab, wonach das Fleisch dieses Fisches riechen soll.

Leider ist der Bestand der „Thymianduftenden“ in den letzten Jahrzehnten stark zurück gegangen

Der Bau von Wasserkraftwerken, die zunehmende Gewässererwärmung oder Prädatoren machen ihr zu schaffen. Der Kamp-Mittellauf von Wegscheid bis Rosenburg bietet jedoch gute Lebensbedingungen für diese Fischart. Allerdings ist eine natürliche Einwanderung aufgrund der Staukette im Oberwasser und des (natürlichen) Fehlens dieser Fischart im Unterlauf nicht möglich. Deshalb wurde ein Projekt zur Wiederansiedlung der Äsche im Kamp gestartet.

Das Projekt als Krone Video hier ansehen:

https://www.krone.at/3109510

Die Aufzucht erfolgt unter naturnahen Bedingungen vor Ort mit Flusswasser.

Die Eier stammen von Muttertieren aus dem Oberlauf des Kamps und sind daher optimal an das Gewässer angepasst. Die Äschen werden anschließend als Ei in künstliche Nester beziehungsweise als Jungfische im Mittleren Kamp entlassen. Der Aufzuchtcontainer ermöglicht es, ideale Bedingungen für das Wachstum der Äschen sicherzustellen und wertvolle Erkenntnisse über ihre Entwicklung zu gewinnen. Darüber hinaus sollen in diesem Forschungsprojekt effektive Methoden zur Aufzucht auch anderer heimischer Fischarten unter Einsatz einer „mobilen Fischzuchtanlage“ entwickelt und verschiedene Aufzucht- und Besatzmethoden beurteilt werden. Das Vorhaben läuft über 5 Jahre.

Fotos Äschenmännchen Clemes Ratschan, alle anderen Berichtautor Dr. Gerhard Käfel

Partnerschaftliches Projekt mit wissenschaftlicher Kompetenz

Das Forschungsprojekt „(Wieder)Ansiedelung der Äsche (Thymallus thymallus) am Mittleren Kamp“ ist eine Zusammenarbeit des Vereins Fliegenfischen am Kamp (unterstützt durch zahlreiche Projektpartner) mit der Universität für Bodenkultur in Wien („BOKU“). Der Kauf und die Errichtung Brutcontainer wurde mit Mitteln des Regionalentwicklungsprogrammes LEADER und des NÖ- Landesfischereiverbandes und Fischereirevierverbandes I unterstützt. Das Forschungsprojekt wird mit Mitteln der Umweltförderung (UFG) des Bundesministeriums für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirtschaft finanziert.

Nach dem Projektende am Mittleren Kamp findet der Aufzuchtcontainer an der Großen Mühl in OÖ wieder eine Aufgabe im Dienst der Wissenschaft und des Artenschutzes.

Links: NÖ Landesfischereiverband

Universität für Bodenkultur

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