Zwei neu entdeckte Fischarten in der Schweiz haben einen Namen

© Bárbara Calegari oben fluficola unten ommata

In einer Umfrage konnte die Bevölkerung über die Namen der beiden von Forschenden der Universität Bern entdeckten Fischarten mitbestimmen. Nun stehen die Namen fest: Die Barbatula (Bauchscmerlen) -Arten heissen «fluvicola» und «ommata». Die Einbindung der Öffentlichkeit ist ein guter Weg, das Bewusstsein für die Tiere unter Wasser zu stärken.

Forschende der Universität Bern, des Naturhistorischen Museums Bern und der Eawag haben in Zusammenarbeit mit der Wyss Academy for Nature, dem Kanton Bern, dem Bundesamt für Umwelt und dem Schweizer Kompetenzzentrum für Fischerei zwei bisher unbekannte Fischarten in Schweizer Gewässern entdeckt. Entdeckt wurden die Arten in den Flusssystemen von Rhein und Aare von der Biologin Bárbara Calegari von der Abteilung für Aquatische Ökologie und Evolution am Institut für Ökologie und Evolution der Universität Bern zusammen mit weiteren Forschenden.

Nach der Entdeckung neuer Arten erhalten diese einen wissenschaftlichen Namen. Über die Namen der beiden neu entdeckten Fischarten entschied die Forschungsgruppe jedoch nicht allein. Die Öffentlichkeit wurde eingeladen, sich aktiv am Benennungsprozess zu beteiligen, indem sie an einer Umfrage teilnahm . „Unser Ziel war es, das Bewusstsein für die Artenvielfalt und ihren Schutzstatus zu schärfen und gleichzeitig mehr über die Fischarten in den lokalen Gewässern zu erfahren“, sagt Bárbara Calegari.

Entdeckung neuer Fischarten durch morphologische Analyse

Die Fischarten wurden beide in Schweizer Gewässern entdeckt, besiedeln aber unterschiedliche Lebensräume. Eine Art lebt in den schnell fließenden Bächen und Flüssen des Rheinsystems und reicht bis in die Donau in Deutschland und Österreich ( „fluvicola“ ), während die zweite Art in den ruhigeren Seen des Aaresystems lebt und im Neuenburgersee, Bielersee, Vierwaldstättersee, Zürichsee und Walensee nachgewiesen wurde ( „ommata “).

Die neuen Fischarten gehören zur Gattung Barbatula , auch bekannt als Steinschmerlen.

Obwohl diese Gattung für ihre genetische Vielfalt bekannt ist, konzentrierte sich die Forschungsgruppe bei ihrer Analyse auf die Morphologie der Arten, um sie für die Wissenschaft als neue Art zu bestätigen.

Durch umfassende Untersuchungen der evolutionären Verwandtschaftsverhältnisse, der äußeren Merkmale, des Knochenbaus und der Ökologie der Fische konnten wir übereinstimmende Unterschiede feststellen, die die neue Art von den übrigen 13 bereits bekannten europäischen Barbatula- Arten unterscheiden. Dadurch konnten wir den Status der neuen Art bestätigen und validieren“, erklärt Calegari.

Im Vergleich zueinander zeigen die beiden neuen Arten Unterschiede, die möglicherweise mit ihren Lebensräumen zusammenhängen. Die Art aus den schnell fließenden Gewässern zeichnet sich durch größere und kräftigere Brustflossen aus, während die Art aus den ruhigeren Gewässern kleinere Flossen und eine größere Schwimmblase besitzt, die für eine bessere Auftriebskontrolle sorgt.

Öffentliche Namen für Fischarten

Die Entdeckung neuer Arten ist entscheidend für den Artenschutz, da sie die Grundlage für Schutzmaßnahmen bildet. „Wir können nicht schützen, was wir nicht kennen“, betont Calegari. Die genaue Identifizierung und die Vergabe wissenschaftlicher Namen für neue Arten sind entscheidend für ihren rechtlichen Schutz und essenziell für die Bewertung des Aussterberisikos in regionalen und globalen Roten Listen. Die Dokumentation neuer Arten ermöglicht eine gezielte Naturschutzplanung und trägt zum Schutz von Süßwasserökosystemen bei, die auch für den Menschen von großer Bedeutung sind.

Um das Bewusstsein für die Artenvielfalt zu stärken, wurde die Bevölkerung eingeladen, sich an der Benennung der neuen Fischarten zu beteiligen. „Indem wir die Menschen aktiv in den Entdeckungsprozess einbeziehen, wollen wir eine tiefere Verbindung zur Natur fördern und das Interesse an der Wissenschaft wecken“, sagt Calegari.

Insgesamt nahmen 1.919 Personen an der Umfrage teil und stimmten über die von der Forschungsgruppe vorgeschlagenen Barbatula -Namen ab.

  • Als Name für die Art aus den schnell fließenden Gewässern wurde  „fluvicola“ * gewählt. Der Name stammt vom lateinischen fluvicola und bedeutet „Bewohner von Flüssen“. Er bezieht sich somit auf die bevorzugten Lebensräume in Flüssen, in denen diese Art gefunden wurde.
  •  Für die Art aus ruhigeren Gewässern wurde der Name „ommata“* gewählt. Der Name leitet sich vom griechischen ómmata (ὄμματα) ab und bedeutet „Augen“. Damit wird der im Vergleich zu anderen Fischarten große Durchmesser der Augen dieser Fischart bezeichnet.

Wir freuen uns, dass sich so viele Menschen an der Umfrage beteiligt haben und dass die Fischart nun einen Namen hat“, so Calegari abschließend.

Scroll to top